Vatersein in Corona-Zeiten
Das Komiker-Duo „Badesalz“ würde bitterböse fragen:
„Das Corona, hat das jetzt eigentlich was gebracht …?“
Nun, wir sind alle betroffen, wenn es um das mehr als lästige Corona-Virus geht, die Väter eingeschlossen. Denn Väter nehmen während dieser Krisenzeit nicht unbedingt eine Sonderrolle ein. Dennoch lohnt sich ein kleiner Blick auf das Vatersein in Corona-Zeiten.
Gerade für Väter kann sich in der momentanen Ausnahmesituation sowohl beruflich als auch familiär viel ändern. Dabei muss das Virus nicht ausschließlich negative Auswirkungen auf das Vatersein bedeuten. Steckt doch in jeder Veränderung zumindest eine Chance auf Verbesserung. Leider auch auf Verschlechterung …
Inhaltsverzeichnis
Vor dem Vatersein kommt das Vaterwerden
Wegen geltender Kontaktbeschränkungen fangen hier bereits die ersten Probleme an. Denn eine Schwangerschaft ist natürlich für die werdende Mutter aber auch für den mitfühlenden Mann und zukünftigen Vater eine aufregende Angelegenheit, da er stets um die Gesundheit von Frau und Kind besorgt ist. So umfasst das Vatersein in der Corona-Zeit natürlich auch die Zeit vor der Geburt. Hier machen viele Väter die unschöne Erfahrung, dass sie ihre schwangere Frau nicht zu den Kontrollterminen beim Gynäkologen bzw. bei der Gynäkologin begleiten dürfen.
Frauenarztbesuche ohne den Vater
Während die Schwangere über den Zustand ihres Körpers und jenes in ihrem Bauch informiert wird, verpassen die Männer damit die Chance, ihr eigenes Vaterwerden am Monitor zu beobachten, dabei hat das Vatersein (in der Coronazeit) noch nicht einmal begonnen.
Wenn Väter die Geburt ihres Kindes verpassen
Wenn schließlich die Geburt des Kindes kurz bevorsteht, wird es für die gesamte Familie oft nicht besser. Auch hier kann der Vater deutschlandweit in vielen Kliniken von seiner Frau und seinem Kind getrennt, da er den Kreißsaal nicht betreten darf.
Aber was ist, wenn es Komplikationen gibt?
Ähnliches gilt in weitaus mehr Fällen auch für den Bereich der Wochenbettstationen. Das kann gleich zu Beginn der Geburt passieren oder auch einige Stunden danach. In beiden Fällen kommt der Vater nicht mit so seinem neugeborenen Kind zusammen, wie es von ihm gewünscht ist.
Ungleich tragischer verhält es sich, wenn bei der Geburt Komplikationen beim Kind auftreten. Dann kann es nämlich sein, dass weder Mutter noch Vater dauerhaft beim Baby bleiben dürfen. Für eine Mutter können sich solche Tage traumatisch auswirken, das Vatersein in der Coronazeit wird dabei ebenfalls auf eine harte Probe gestellt.
Auch der Vater darf Elternzeit in Anspruch nehmen
Ist die Familie endlich wohlbehalten zu Hause angekommen, stellt sich für den Vater irgendwann die Frage, ob und wenn ja, wie lange er Elternzeit beantragt? Das gesetzliche Recht auf Elternzeit beträgt insgesamt 36 Monate und kann direkt ab der Geburt in Anspruch genommen werden.
Aber hier offenbaren sich ernüchternde Zahlen aus der Statistik, was die väterliche Bereitschaft für die Elternzeit anbelangt: Gerade einmal ein Drittel der Väter nimmt überhaupt Elternzeit, wobei die durchschnittliche Dauer nur ca. zweieinhalb Monate beträgt. Auf der anderen Seite nehmen Mütter im Schnitt knapp 16 Monate Elternzeit.
„Corona“ bringt die Väter auch ohne Elternzeit nach Hause
Spätestens, wenn Kurzarbeit oder sogar Betriebsschließungen anstehen, stellt sich die Frage nach einer frei gewählten, ausgedehnten Elternzeit per Gesetz nicht mehr. Was das Vatersein in der Corona-Zeit betrifft, so mögen grundsätzlich die Gründe für eine zurückhaltende Beanspruchung der Elternzeit an der oftmals klammen finanziellen Situation liegen.
Denn während der Elternzeit gibt es kein Gehalt und neben der beitragsfreien Weiterversicherung für gesetzlich Versicherte besteht lediglich der Anspruch auf Rückkehr zur alten Arbeitsstelle bzw. einer vergleichbaren Position.
Mein Papa bringt mich in den Kindergarten!
Ob Elternzeit, Kurzarbeit oder Entlassung – wenn die Arbeitszeit verkürzt ist, verbringt der Vater zwangsweise wieder mehr Zeit mit seinen Kindern. Das ist wie gesagt nicht wirklich freiwillig, das Vatersein in Corona-Zeiten hat in diesen Fällen jedoch für die Kinder selbst und die familiären Strukturen überhaupt viel Positives.
So genießen viele Väter auch selbst die üppige Zeit, die sie nun mit der Familie verbringen können, Kindergartenfahrten inklusive. Während die Mütter auch in der Coronazeit häufig immer noch die meiste Familien- und Hausarbeit leisten, übernehmen allerdings die Väter mehr und mehr Bereiche der Familienarbeit.
Dabei werden unter Umständen auch mal acht Stunden pro Tag erreicht. Insgesamt ist der Schnitt von ca. dreieinhalb Stunden täglich (2018) auf etwa fünfeinhalb Stunden angestiegen [Anmerkung: Der bisherige Link dieser Quelle auf der Website des MDR existiert leider nicht mehr]. Die Kinder freut’s, die Mama wohl auch.
Homeschooling, Betreuung – und wann wird zu Hause gearbeitet?
Stellt sich abschließend die Frage, ob der Vater denn überhaupt eine Chance hat, zu Hause zu arbeiten? Oder bietet das Vatersein in der Coronazeit nur Raum für die Büroarbeit außer Haus?
Nein, so lang die Kinder noch in der Schule und in den Kitas betreut werden, muss sich der Vater, der zu Hause selbstständig tätig ist oder vom Arbeitgeber ins Homeoffice geschickt wird, keine Sorgen wegen seiner Arbeitszeit machen.
Selbst wenn die Kinder schon am Mittag heimkommen, so bleibt immerhin der Vormittag als Schaffenszeit. Ansonsten kann man mit den Kleinen je nach Alter Zeitblöcke ausmachen, in denen der Vater nicht gestört werden darf.
Wenn Corona zur Belastungsprobe wird
Zugegebenermaßen ist alles leichter gesagt als getan. Denn wenn die noch kleinen Kinder den Vater am konzentrierten Arbeiten hindern, der Esstisch zu Hause zum Schreibtisch umfunktioniert werden muss oder ganz allgemein die Auftragslage coronabedingt miserabel ist, kann das Vatersein in der Coronazeit auch ungemütlich sein. Für keinen Vater ist das Arbeiten leicht, wenn er mit großen Sorgen an den Schreibtisch geht.
Geradezu erfüllend kann dagegen die Phase zu Hause für die Väter sein, die in der Coronakrise – aus welchen Gründen auch immer – eher unbeschwerte Zeit für ihre Lieben finden. Wertvolle Zeit, die ihnen sonst verwehrt bleibt.
Wer als Vater die seltene Gelegenheit findet, mit seinen Kindern ausgiebig zu spielen, sie morgens in die Kita zu fahren oder gemeinsam gekochte Mahlzeiten zu essen, erlebt selbst, wie sich die Beziehungen in der Familie weiter intensivieren. Und was kann ein Vater Größeres erreichen als eine gesunde und vertrauensvolle Beziehung zu seinen Kindern …?
Teilt gern eure Erfahrungen mit uns:
Was sind für euch die größten Herausforderungen beim Vatersein in Corona-Zeiten? Was hat euch positiv überrascht? Und welche Tipps und Tricks könnt ihr anderen Eltern mit auf den Weg geben?